• 22.11.2021
      23:00 Uhr
      45 Min Weggesperrt und vergessen? - Der Maßregelvollzug | NDR Fernsehen
       

      Diese investigative Reportage blickt hinter die Mauern des Maßregelvollzugs, einer Einrichtung für psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter. Den NDR-Journalist*innen Kira Gantner und Simone Horst ist es in einer zweijährigen Recherche gelungen, sowohl mit Insassen als auch mit Klinikleiter*innen, Angehörigen und Anwält*innen zu sprechen. Entstanden ist ein vielschichtiges Porträt des Systems Maßregelvollzug, das große ethische Fragen aufwirft.

      Montag, 22.11.21
      23:00 - 23:45 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Diese investigative Reportage blickt hinter die Mauern des Maßregelvollzugs, einer Einrichtung für psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter. Den NDR-Journalist*innen Kira Gantner und Simone Horst ist es in einer zweijährigen Recherche gelungen, sowohl mit Insassen als auch mit Klinikleiter*innen, Angehörigen und Anwält*innen zu sprechen. Entstanden ist ein vielschichtiges Porträt des Systems Maßregelvollzug, das große ethische Fragen aufwirft.

       

      Stab und Besetzung

      Autor Simone Horst
      Kira Gantner
      Produktion Michael Schinschke

      Diese investigative Reportage blickt hinter die Mauern des Maßregelvollzugs, einer Einrichtung für psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter. Den NDR-Journalist*innen Kira Gantner und Simone Horst ist es in einer zweijährigen Recherche gelungen, sowohl mit Insassen als auch mit Klinikleiter*innen, Angehörigen und Anwält*innen zu sprechen. Entstanden ist ein vielschichtiges Porträt des Systems Maßregelvollzug, das große ethische Fragen aufwirft.

      So bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer Einblick in das Leben von Florian, der seit elf Jahren im Maßregelvollzug untergebracht ist. Der 28-Jährige schickt den Autor*innen über Monate Audiobotschaften. Ein Tagebuch über sein Leben hinter Mauern und Stacheldraht. Wer Florians angenehme Stimme hört, kann sich kaum vorstellen, dass er als Teenager ein schweres Gewaltverbrechen begangen hat. Aufgrund einer psychischen Erkrankung wurde er damals für schuldunfähig erklärt und im Maßregelvollzug untergebracht. Auf unbestimmte Zeit. Im Gegensatz zur normalen Haft gibt es kein Entlassungsdatum. Wann jemand als nicht gefährlich gilt und wieder entlassen werden kann, bewerten im Wesentlichen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Florian sagt, dass er zunächst keine Angst vor dem Maßregelvollzug hatte, weil er davon ausging, schnell wieder entlassen zu werden, wenn er eine Therapie mache und sich an die Auflagen halte. Heute sind Florian und auch seine Mutter verzweifelt. Sie fühlen sich der Macht der Klinik hilflos ausgeliefert. Ein Gefühl, das sie mit anderen Insassen und Angehörigen teilen.

      Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der Wochenzeitung "Die Zeit" und ehemalige Gerichtsreporterin, erklärt zu manchen Forensiken, die sie erlebt hat: "So stellt man sich die Hölle vor. Ich habe mich für meine Arbeit sehr häufig mit externen Gutachtern unterhalten, die dann festgestellt haben, dass letztlich hier ein Willkürsystem herrscht. Dass die Regeln, nach denen sich einer richten muss, jede Woche geändert werden." Das gelte allerdings nicht für alle Kliniken, sagt Rückert.

      Die Autor*innen besuchen eine Einrichtung des Maßregelvollzugs in der niedersächsischen Ortschaft Moringen. Die Klinik verfolgt ein liberales Konzept, bezieht zum Beispiel auch Tiere in die Therapie mit ein. Teile des Geländes sind mit einer dicken Hecke statt mit Mauern und Stacheldraht gesichert. Doch der Druck, der auf den Verantwortlichen lastet, sei groß, sagt Leiter Dirk Hesse. Die Gesellschaft habe Angst vor psychisch kranken Straftätern. "Es wird Unmögliches erwartet. Wenn man die Leute einsperrt, ist es nicht richtig. Aber wenn man sie rauslässt, ist es auch nicht richtig. Das heißt, wir Forensiker haben letztlich einen gesellschaftlich unerfüllbaren Auftrag, weil wir es immer falsch machen", sagt Hesse.

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