• 15.10.2022
      19:20 Uhr
      Spanien lesen! Das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2022 | 3sat
       

      Spaniens Literatur ist weiblicher und diverser geworden. Ob Madrid-Krimi oder Geschichten leerer Dörfer auf dem Land: Das Spanien des 21. Jahrhunderts bereichert die Literaturszene.

      Jenseits aller Klischees wie Sangria, Torero und Flamenco macht sich der Film auf die Suche nach dem, was Land und Leute bewegt: das Miteinander der Generationen, die Schere zwischen Stadt und Land sowie die anhaltende Auseinandersetzung mit Bürgerkrieg und Diktatur.

      Samstag, 15.10.22
      19:20 - 20:00 Uhr (40 Min.)
      40 Min.
      Stereo

      Spaniens Literatur ist weiblicher und diverser geworden. Ob Madrid-Krimi oder Geschichten leerer Dörfer auf dem Land: Das Spanien des 21. Jahrhunderts bereichert die Literaturszene.

      Jenseits aller Klischees wie Sangria, Torero und Flamenco macht sich der Film auf die Suche nach dem, was Land und Leute bewegt: das Miteinander der Generationen, die Schere zwischen Stadt und Land sowie die anhaltende Auseinandersetzung mit Bürgerkrieg und Diktatur.

       

      Spaniens Literatur ist weiblicher und diverser geworden. Ob Madrid-Krimi oder Geschichten leerer Dörfer auf dem Land: Das Spanien des 21. Jahrhunderts bereichert die Literaturszene.

      Jenseits aller Klischees wie Sangria, Torero und Flamenco macht sich der Film auf die Suche nach dem, was Land und Leute bewegt: das Miteinander der Generationen, die Schere zwischen Stadt und Land sowie die anhaltende Auseinandersetzung mit Bürgerkrieg und Diktatur.

      Nachts in einer Höhle nahe Valencia: Die Sängerin Sheila Blanco hat Gedichte von bisher kaum bekannten, spanischen Dichterinnen aus den 1920er- bis 1950er-Jahren vertont. Mit ihren Konzerten verleiht sie den vergessenen Stimmen Gehör.

      Auch der Bestsellerautor Ildefonso Falcones blickt in seinem neuen Werk, "Die Tränen der Welt", zurück in die Vergangenheit und erzählt, unter welch großem Einsatz der einfachen Bevölkerung die berühmte spanische Architektur entstanden ist - von Domènech i Montaner bis zu Antoni Gaudí.

      Das heutige Barcelona ist dagegen Thema im neuen Buch von Kiko Amat. Der "Rocker" unter den Schriftstellern beschreibt in "Träume aus Beton" sein eigenes Viertel, San Baudilio de Llobregat, und dessen Bewohner. Aufgewachsen nahe einer Psychiatrie als Kind einer dort angestellten Krankenschwester, zeichnet Amat ein melancholisches, zum Teil erschütterndes Bild der sozial Zurückgelassenen und der "Irren" seines Stadtteils.

      In einfachen Verhältnissen mitten auf dem Land ist Ana Iris Simón aufgewachsen. In ihrem Roman "Mitten im Sommer" begleitet sie ihre Großeltern, die fahrende Händler waren, und beschreibt zugleich das desillusionierte Lebensgefühl heutiger junger Leute. Simon, Jahrgang 1991, blickt mal melancholisch, mal aufbegehrend auf die Ankunft von Euro und Globalisierung in ihrer Heimat, der trockenen Hochebene Kastilien-La Mancha südlich von Madrid, und lässt ein Spanien aufscheinen, das es so nicht mehr gibt, das sie vermisst und das sie anekdotenreich und humorvoll in Szene setzt.

      Die Auseinandersetzung mit der Großeltern-Generation ist auch bei Elvira Sastre Thema. Bereits mit 14 Jahren wurde Sastre in Spanien als dichtende Bloggerin bekannt. In ihrem Roman "Die Tage ohne dich" geht es um einen jungen Mann und seine starke Verbundenheit zu seiner Großmutter, die im Bürgerkrieg als demokratische Lehrerin den Schrecken des Diktators Francisco Franco erlebte. Beide haben eines gemeinsam: Sie lieben bedingungslos.

      Spanien, das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, wird dominiert von zwei Metropolen: Madrid und Barcelona. Doch daneben ist Spanien weitgehend ein leeres Land. "La España vacía" - das leere Spanien - ist längst zu einem geflügelten Wort geworden. Es ist auch der Titel eines großen essayistischen Werks von Sergio del Molino, das diesen Herbst auf Deutsch erscheint. Darin beschreibt der Journalist den krassen Gegensatz zwischen den beiden Metropolen und der riesigen Ödnis im drittgrößten Flächenland Europas. Er geht den Ursachen für die Landflucht nach und zeigt anschaulich, wie bedeutsam das "leere Spanien" zugleich für die kollektive Bildwelt des Landes ist: von Cervantes' "Don Quijote" über Buñuel bis hin zu heutigen Romantisierungen des "Lebens auf dem Lande" - oftmals formuliert vom urbanen Milieu.

      Wie absurd dies sein kann, zeigt auch Daniel Gascóns Roman "La muerte del Hipster" ("Der Tod des Hipsters"). In satirischer Form entsendet er darin seinen urbanen Protagonisten, einen postmodern-ökologisch-feministischen Städter, aufs Land, wo er im Dorf seiner Tante auf eine überzeichnet altmodische Landbevölkerung trifft.

      Ganz Spanien war durch einen harten Corona-Lockdown wirtschaftlich stark gebeutelt. Und doch ist die spanische Buchbranche ein Pandemiegewinner: Die Spanier haben sich auf Bedrucktes rückbesinnt und 25 Prozent mehr Bücher gekauft als zuvor. Das liegt womöglich nicht nur an Corona, sondern auch an starker Literatur. Darunter Autorinnen wie Irene Solà, Jahrgang 1990, die in "Singe ich, tanzen die Berge" die ate

      mberaubende Natur der Pyrenäen voller Poesie zum Leben erweckt, und Berna González Harbour, die mit ihrem Madrid-Krimi "Goyas Ungeheuer" in das weitmaschige, bis heute existierende Tunnelsystem unter der Stadt eintaucht.

      Für die Kulturdokumentation "Spanien lesen!" ordnen der Deutsch sprechende Bestsellerautor Fernando Aramburu ("Patria") und die vielfach preisgekrönte Journalistin und Autorin Rosa Montero, Tochter eines Toreros, Land und Leute ein.

      Film von Felicitas von Twickel und Gerald Giesecke

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