• 28.05.2022
      09:20 Uhr
      Nachbarschaftsgeschichten: Paris / Berlin (3/4) Gegenüber | arte
       

      18. Januar 1871: Im Spiegelsaal von Versailles wird das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Der dritte Teil der Reihe zeigt die spektakuläre Verwandlung Berlins, das auf einmal Hauptstadt eines Kaiserreichs ist. Ein umgestalteter Dom, mehrere Museen und ein Reichstagsgebäude im historistischen Stil sind nur einige Beispiele für die Veränderungen der Stadt, die mit dem damaligen industriellen Aufschwung einhergehen. Paris liegt nach der Niederlage und dem Aufstand der Pariser Kommune am Boden, erholt sich jedoch schnell vom Trauma des Krieges 1870/71 und findet schnell zurück zu alter Blüte.

      Samstag, 28.05.22
      09:20 - 10:10 Uhr (50 Min.)
      50 Min.
      Stereo

      18. Januar 1871: Im Spiegelsaal von Versailles wird das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Der dritte Teil der Reihe zeigt die spektakuläre Verwandlung Berlins, das auf einmal Hauptstadt eines Kaiserreichs ist. Ein umgestalteter Dom, mehrere Museen und ein Reichstagsgebäude im historistischen Stil sind nur einige Beispiele für die Veränderungen der Stadt, die mit dem damaligen industriellen Aufschwung einhergehen. Paris liegt nach der Niederlage und dem Aufstand der Pariser Kommune am Boden, erholt sich jedoch schnell vom Trauma des Krieges 1870/71 und findet schnell zurück zu alter Blüte.

       

      Die Belagerung von Paris, die vom 19. September 1870 bis zum 28. Januar 1871 dauerte, führte zur Niederlage der neubegründeten Dritten Französischen Republik und zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs. In nur knapp sechs Monaten haben Preußen und seine Verbündeten Frankreich besiegt. In Paris beginnt mit den Revolten der Kommune 1870 ein Bürgerkrieg, in dessen Verlauf bei einem gewaltigen Brand, ausgehend von den Tuilerien, ganze Teile der Innenstadt in Flammen aufgehen und einige ihrer schönsten Bauwerke zerstört werden. So das Palais des Tuileries, das frühere Stadtschloss, ungefähr 500 Meter von der königlichen Residenz des Louvre entfernt. Es brannte vollständig aus und wurde später abgerissen.

      Am 18. Januar 1871 wird der preußische König zum Kaiser Wilhelm I. im Schloss von Versailles ausgerufen. Berlin wird die Hauptstadt des neuen deutschen Kaiserreichs: am 2. September, dem sogenannten Sedantag. 1873 wird eines der bekanntesten Wahrzeichen Berlins, die Siegessäule, auf dem damaligen Königsplatz vor dem Reichstagsgebäude eingeweiht. Das Nationaldenkmal sollte an die preußisch-deutschen Siege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich erinnern. Die Nazis haben die Siegessäule dann auf ihren heutigen Platz, den Großen Stern, umgesiedelt.

      Während Paris noch am Boden liegt, steigt Berlin von der preußischen Hauptstadt zur Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs auf. Der Berliner Dom wird durch Karl Friedrich Schinkel klassizistisch umgebaut. Der Neubau des Doms, von Kaiser Wilhelm II. genehmigt und 1905 eingeweiht, ist mit einer lichten Höhe von 114 Metern höher als der Pariser Invalidendom. Mitten in Berlin, auf einer Insel in der Spree, entsteht einer der herausragenden Museumskomplexe Europas: die Museumsinsel. Reichskanzler Otto von Bismarck beginnt mit dem Bau des Kurfürstendamms nach dem Vorbild der Champs-Elysées. Nachdem der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 das Land erschöpft zurückgelassen hatte, erholt sich Frankreich wieder. In Paris werden viele der zerstörten Bauwerke wie beispielsweise das Hôtel de Ville wieder aufgebaut. Die Opéra Garnier wird zum neuen Musentempel der Pariser Bourgeoisie. In Paris finden wieder Weltausstellungen statt, auf denen ein internationales Publikum industrielles Know-how und wissenschaftlichen Erfindergeist bestaunen kann: Die Luxus- und Autoindustrie floriert in der französischen Hauptstadt. Berlin hingegen setzt auf Industriezweige wie Chemie und Elektrizität. Mies van der Rohe konstruiert die erste Glasfassade überhaupt.

      Dann beginnt der Erste Weltkrieg. Das Deutsche Kaiserreich wird besiegt und ist am Ende, der Kaiser dankt ab. Berlin erlebt im Januar 1919 schwere Unruhen, den sogenannten Spartakusaufstand. Während Berlin sein Stadtgebiet weiter ausdehnt, gelingt es Paris nicht, sich über die 1840 von Adolphe Thiers errichtete 34,5 km lange Mauer hinaus zu erweitern, die zum Schutz vor den preußischen Truppen errichtet wurde. An dieser Stadtgrenze von Paris hat sich bis heute nichts geändert.

      Eine der ältesten Hauptstädte Europas - und eine der jüngsten: Paris und Berlin haben sich bekämpft, versöhnt, beeinflusst und gemeinsam eine bewegte Geschichte geschrieben. Die architektonische und städtebauliche Gestaltung zeugt noch immer davon. Neben schrecklichen Kriegen, lieferten sich die beiden Länder auch einen friedlichen Wettstreit: Beide Metropolen ließen sich von der jeweils anderen inspirieren, was die Entwürfe von Bauten und Denkmälern, Straßenzügen und Plätzen angeht. "Nachbarschaftsgeschichten: Paris / Berlin" erzählt, wie sich die beiden Städte von 1650 bis heute gewandelt haben.

      Unter anderem anhand von Stadtmodellen, die in 3D animiert sind, taucht die Reihe in die gemeinsame Geschichte von Paris und Berlin ein, um einen neuen Blick auf das heutige Erscheinungsbild der beiden Hauptstädte und ihr historisch gewachsenes Verhältnis zu werfen.

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