• 27.05.2024
      20:15 Uhr
      Die Wahrheit Spielfilm Frankreich/Italien 1960 (La verité) | arte
       

      Die schöne Dominique, ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen, kommt in die große Stadt Paris. Dort verkehrt sie in Studenten- und Künstlerkreisen. Hier trifft sie auch den Musikstudenten Gilbert, in den sie sich unsterblich verliebt. Die unterschiedlichen Temperamente bringen das Liebespaar in große Schwierigkeiten und der Traum von der großen Stadt wird zum Alptraum.

      Montag, 27.05.24
      20:15 - 22:15 Uhr (120 Min.)
      120 Min.

      Die schöne Dominique, ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen, kommt in die große Stadt Paris. Dort verkehrt sie in Studenten- und Künstlerkreisen. Hier trifft sie auch den Musikstudenten Gilbert, in den sie sich unsterblich verliebt. Die unterschiedlichen Temperamente bringen das Liebespaar in große Schwierigkeiten und der Traum von der großen Stadt wird zum Alptraum.

       

      Die junge schöne Dominique Marceau muss sich wegen Mordes an ihrem Liebhaber Gilbert Tellier vor dem einem Pariser Schwurgericht verantworten. Die Vorgeschichte wird - wie im Gerichtsfilm üblich - in Rückblenden erzählt.

      Der freiheitsliebenden Dominique gelingt es, dem engen und reaktionären Familienleben in der Provinz den Rücken zu kehren und endlich ihren Traum von Paris wahr zu machen - wenn sie auch bei ihrer braven und ehrgeizigen Schwester Annie zusammenleben muss. Sie genießt das legere Stadtleben und diverse Affären - unter anderem mit Gilbert Tellier, einem Freund von Annie. Obwohl Dominique weitere Romanzen eingeht, will der talentierte junge Dirigent sie heiraten. Schließlich erkennt auch sie ihre Liebe für ihn.

      Ihre Affären jedoch hat sie weiterhin, und Gilbert verlässt sie deswegen. Dominique versucht, ihr Leben allein zu meistern, doch Geldprobleme treiben sie in die Prostitution. Als Dominique erfährt, dass Gilbert nun mit Annie verlobt ist, taucht sie nachts bei ihm auf und die beiden schlafen miteinander. Gekränkt von Gilberts kalter und entwürdigender Zurückweisung am nächsten Morgen, schießt sie ein paar Tage später auf ihn und versucht, sich selbst ebenfalls zu töten. Sie wird jedoch gerettet und muss sich vor Gericht verantworten.
      Die entscheidende Frage, die das Gericht beantworten muss: War es Mord oder Totschlag, Vorsatz oder Affekt?

      Der wortgewandte Staatsanwalt, ein Patriarch sondergleichen, wird nicht müde, den Lebenswandel der Angeklagten zur Untermauerung seiner Anklage zu bemühen. Die Zeugen aus dem Umfeld von Dominique und Gilbert, seien es Zeugen der Anklage oder Verteidigung, skizzieren da schon ein nuancierteres Bild der Beziehung der beiden. Im verbalen Schlagabtausch der beiden gegnerischen Parteien prallen unterschiedliche Moralvorstellungen und Lebensentwürfe aufeinander. Ohne Hoffnung auf ein gerechtes Urteil trifft Dominique dann eine Entscheidung ...

      Mit drei Filmen ehrt ARTE den französischen "Hitchcock", den Regisseur Henri-Georges Clouzot. "Lohn der Angst" von 1953 und "Die Teuflischen" von 1955 sind seine größten Erfolge. Den Auftakt der Hommage bildet der selten gezeigte "Die Wahrheit", der in den 60ern Jahre einer der bestbesuchten französischen Filme und damit ein Riesenerfolg war. Zum ersten Mal wurde Brigitte Bardot in der Charakterrolle der Dominique als ernsthafte Schauspielerin anerkannt.

      Wie in den meisten seiner Filme liegt es dem Perfektionisten Clouzot auch in "Die Wahrheit" daran, den Durchschnittsmenschen zu zeigen, der sich in Bedrängnis auf Abwege begibt, die jedoch keineswegs zum ersehnten Ziel führen. Clouzot inszeniert einen mit akademisch-kühler Sorgfalt gezeichneten Mordprozess, der die innere Unfähigkeit - und auch Unwilligkeit - von Richter, Ankläger und Verteidiger zeigt, die Wahrheit im Lebensbild einer abgeglittenen jungen Frau zu sehen. Vielmehr verkommt die "Wahrheit" zu einer im Rededuell verhandelbaren Entität. So stellt das Justizsystem nicht Dominiques Tat, sondern ihren Lebenswandel unter Anklage. Die damalige Sexualmoral und die herrschenden Vorstellungen von einem anständigen Leben werden von Clouzot als hauptsächlicher Antrieb der Zeugen zu ihren Lügen illustriert.

      Doch nicht nur die versammelten Stützen der Gesellschaft treffen ein Urteil über Dominique, auch sie trifft ein Urteil über die Gesellschaft, wenn sie den Tod der Aussicht vorzieht, in dieser Gesellschaft weiterleben zu müssen.

      "Ein intensiv gestalteter, schauspielerisch eindrucksvoller Film, der freilich bei der Aufdeckung der psychologisch-geistigen Ursachen für gesellschaftliche und individuelle Verirrungen auf eine eigene ethische Grundhaltung verzichtet" (Filmdienst); typisch für die Raffinesse Clouzots, haben die Figuren dabei das Potenzial sowohl für Gut als auch Böse in sich.

      "Die Wahrheit" gewann 1961 den Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film und wurde außerdem im gleichen Jahr für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert.

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