• 09.07.2021
      02:45 Uhr
      mein ausland Bedrohte Schönheit - Islands eisige Pracht | phoenix
       

      Islands Gletscher haben dem Land im äußersten Norden Europas seinen Namen gegeben. In Island, dem Eisland, gibt es heute noch etwa 300 von ihnen. Allein der Vatnajökull ist größer als alle anderen Gletscher Europas zusammengenommen. Doch die Klimakrise bedroht auch sie. Das Eis schmilzt immer schneller. In zweihundert Jahren könnten alle Gletscher verschwunden sein. ARD-Skandinavienkorrespondent Christian Stichler trifft auf seiner Reise durch Island Menschen, die von den Gletschern leben, deren Herz am nicht mehr ewigen Eis hängt und die wollen, dass die Welt sieht, was in ihrem Land passiert.

      Nacht von Donnerstag auf Freitag, 09.07.21
      02:45 - 04:15 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      Stereo

      Islands Gletscher haben dem Land im äußersten Norden Europas seinen Namen gegeben. In Island, dem Eisland, gibt es heute noch etwa 300 von ihnen. Allein der Vatnajökull ist größer als alle anderen Gletscher Europas zusammengenommen. Doch die Klimakrise bedroht auch sie. Das Eis schmilzt immer schneller. In zweihundert Jahren könnten alle Gletscher verschwunden sein. ARD-Skandinavienkorrespondent Christian Stichler trifft auf seiner Reise durch Island Menschen, die von den Gletschern leben, deren Herz am nicht mehr ewigen Eis hängt und die wollen, dass die Welt sieht, was in ihrem Land passiert.

       

      Islands Gletscher haben dem Land im äußersten Norden Europas seinen Namen gegeben. In Island, dem Eisland, gibt es heute noch etwa 300 von ihnen. Allein der Vatnajökull ist größer als alle anderen Gletscher Europas zusammengenommen. Doch die Klimaerwärmung bedroht auch sie. Das Eis schmilzt immer schneller. In zweihundert Jahren könnten alle Gletscher verschwunden sein. Mit dem Okjökull ist der erste im Sommer 2019 offiziell verabschiedet worden.

      ARD-Skandinavienkorrespondent Christian Stichler trifft auf seiner Reise durch Island Menschen, die von den Gletschern leben, deren Herz am nicht mehr ewigen Eis hängt und die wollen, dass die Welt sieht, was in ihrem Land passiert.

      Für den Fotografen Ragnar Axelsson sind die Gletscher eine Herzensangelegenheit: Er hält die Anatomie der eisigen Riesen kunstvoll mit der Kamera fest. Seit vielen Jahren fliegt er mit einer kleinen Propellermaschine kreuz und quer über die Insel, dokumentiert die Schönheit der Gletscher - aber auch deren Rückzug. Für ihn haben die eisigen Riesen etwas Menschliches, sie haben Augen, Gesichter. Mit seinen Fotos will er die Menschen auf die Veränderungen in der Arktis aufmerksam machen.

      "Der Schnee, der vor Tausenden von Jahren auf Island gefallen ist, verschwindet jetzt nach und nach im Meer", sagt Axelsson, der sich als Fotograf einfach nur Rax nennt. Häufig ist er auf seinen Touren ins nicht mehr ewige Eis mit seinem Freund Tomas Gudbjartsson unterwegs. Als Herzchirurg widmet der sich in seinem Alltag am Universitätskrankenhaus von Reykjavík den menschlichen Krankheiten. Doch er sieht Parallelen mit seinem Kampf für die Gletscher: Man könne die Gletscher wohl nicht retten, aber ihr Leben möglicherweise verlängern.

      Die Temperaturen auf Island sind in den vergangenen 120 Jahren zwar nur um ein Grad gestiegen, aber das reicht aus, um riesige Eismassen zum Schmelzen zu bringen. Ein sogenannter "Tipping Point" ist überschritten. Die Veränderungen sind nicht mehr aufzuhalten. Oddur Sigurdsson ist Gletscherforscher am Meteorologischen Institut in Reykjavik. Eigentlich ist er schon in Rente, aber auch ihn lassen die Gletscher nicht los. Denn sie schmelzen immer schneller. "So etwas haben wir noch nie in der Geschichte Islands erlebt", sagt er. Sigurdsson ist überzeugt: in spätestens 200 Jahren wird Island eisfrei sein.

      Grüner wird die Insel schon heute. Denn Island hat ein riesiges Wiederaufforstungsprogramm gestartet. Einst waren 25 Prozent der Insel von Wald bedeckt. Bis die Wikinger kamen und den größten Teil des Waldes Baum für Baum abholzten. Sie brauchten das Holz zum Bauen und Feuer machen. Nun sollen wenigstens einmal die Hälfte der früheren Fläche wieder bewaldet sein. Das soll die Bodenerosion verringern und die CO2-Bilanz des Landes verbessern. Aber Bäume pflanzen auf Island ist ein mühsames Geschäft. Das weiß vor allem Narfi Hjartarsson von der Isländischen Forstbehörde. "Die ersten zehn Jahre sind Jahre der Depression. Da tut sich fast gar nichts." Aber dann wachsen die Setzlinge langsam immer besser. Das Wiederaufforstungsprogramm - es soll noch über mehrere Generationen fortgesetzt werden.

      Noch lebt Island von seinen Gletschern. Vor allem rund um den Vatnajöküll, Europas größten Gletscher. Die einzigartige Natur lockt rund zwei Millionen Touristen jedes Jahr auf die Insel mit ihren gut 350 Tausend Einwohnern. Hotels, Bergführer, Restaurants - eine ganze Branche lebt von den Touristen, die meist mit dem Flugzeug anreisen und damit auch dazu beitragen, dass mehr Kohlendioxid in die Luft geblasen wird.

      Aaron Fraunkklin Bjarnason bietet täglich Touren auf den Gletscher an. Seine Familie lebt vom Tourismus. Aber ob seine Enkel das auch noch tun können? Da ist sich der Familienvater aus Skaftafell unsicher. Denn eines steht schon heute fest: Island wird ein anderes Land sein, wenn die Gletscher geschmolzen sind.

      Film von Christian Stichler

      In "mein ausland" berichten ARD- und ZDF-Korrespondenten über ihre Eindrücke, Erlebnisse und Besonderheiten in "ihren" Ländern und Regionen: Ob die langen Sandstrände von Marokko, das Lebensgefühl in Brooklyn oder der bedrohte Regenwald am Amazonas - "mein ausland" zeigt die Vielfalt der Kontinente und Länder. Auch Krisenregionen werden besucht, die politische Situation beleuchtet, die Menschen in ihrem Alltag begleitet. Die 45-minütigen Reportagen werden exklusiv für phoenix produziert. Sie bieten tiefe Einblicke in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anderer Länder und Kontinente und helfen, die politischen Ereignisse und Krisen in der Welt besser zu verstehen.

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