• 12.03.2021
      08:55 Uhr
      Bahnhofskathedralen - Europas Reise-Paläste Paris | arte
       

      Fast hätte Frankreich den Beginn des Eisenbahn-Zeitalters verschlafen. Die Eisenbahngesellschaft PLM ergreift die Gelegenheit und offeriert sich den Gare de Lyon - einen stolzen Prunkbau im Belle-Epoque-Stil.

      Freitag, 12.03.21
      08:55 - 09:40 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Fast hätte Frankreich den Beginn des Eisenbahn-Zeitalters verschlafen. Die Eisenbahngesellschaft PLM ergreift die Gelegenheit und offeriert sich den Gare de Lyon - einen stolzen Prunkbau im Belle-Epoque-Stil.

       

      Er ist einer der bedeutendsten Bahnhöfe Europas und der jüngste der großen Pariser Bahnhaltestellen: Als sich Frankreichs Hauptstadt auf die Weltausstellung von 1900 vorbereitet, wird gebaut. Die Eisenbahngesellschaft PLM ergreift die Gelegenheit und offeriert sich den Gare de Lyon - einen stolzen Prunkbau im Belle-Epoque-Stil. So entstand ein Monument der Eisenbahnarchitektur mit einer 100 Meter langen, von Allegorien gezierten Fassade und einem 64 Metern hohen Uhrenturm. Einer Kopie des Londoner Big Ben. Gleichzeitig zur Weltausstellung von 1900 entstanden das Grand Palais, das Petit Palais, die Brücke Alexandre III., sowie der Gare d'Orsay.Im Bahnhofsinnern befindet sich noch heute das Restaurant "Le Train Bleu". Zwei Marmortreppen führen in den prunkvollen Speisesaal, in dem 41 Gemälde von 30 Künstlern hängen, auf denen die schönsten Landschaften Frankreichs zu sehen sind. Die PLM besaß damals das größte Eisenbahnnetz der Welt: ein Imperium mit luxuriösem Image.
      Unweit liegt der Gare du Nord - eine weitere Haltestelle des ehemaligen Luxuszuges "Train Bleu" auf dem Weg nach Cannes und der zweitälteste und größte Bahnhof von Paris. 23 Statuen berühmter Bildhauer schmücken die 180 Meter lange Prunkfassade. Von Paris aus gelangt man mit dem Zug auch nach Nantes - der Heimatstadt Jules Vernes. Regisseur Jeremy J.P. Fekete reist in die Stadt nahe dem Atlantik zu den großen Werfthallen auf der Loire-Insel "Ile de Nantes". Dort, wo vor nicht allzu langer Zeit noch Schiffe gebaut wurden, entstehen heute erstaunlich lebendige, verblüffend monumentale Maschinentiere.

      Sie wirken wie Kulissen aus einer verlorenen Zeit. Ihre pompösen Empfangshallen strotzen vor königlichem Stuckwerk. Vorne Schloss, in der Mitte Kathedrale, hinten Tor zur weiten Welt - die Bahnhöfe des 19. Jahrhunderts. Erschaffen in einer Epoche des Dampfes, der Mechanik und des Zukunfts- und Erfindergeistes - gepaart mit dem viktorianischen Lebensgefühl - die eine ganze Welt beherrschte. Der Prunk war gewollt, die Bahn galt vor eineinhalb Jahrhunderten als das Fortbewegungsmittel der Reichen.
      Diese Kathedralen des Verkehrs mit ihren Perrons, Gleisen, Fahrkartenschaltern und riesigen mechanischen Uhren erfuhren unlängst eine Renaissance: von außen geliftet und von innen verjüngt, beflügeln sie erneut die Fantasien eiliger Durchreisender, technikverliebter Eisenbahner und Jüngern des retro-futuristischen Steampunks. Mit fokussiertem Blick und aus dem steten Gewusel der Hallen fliehend, finden sich die Menschen, die nicht nur ein-, aus- oder umsteigen. Die Dokumentationsreihe folgt ihnen an ihre Plätze und zeigt ihre Gedanken, Sehnsüchte und Hoffnungen. Jede dieser Kathedralen hat ihren eigenen Lebenslauf und Charakter, geprägt durch das jeweilige Land und die jeweilige Stadt. Für Autor und Regisseur Jeremy J.P. Fekete sind diese Bahnhöfe der Jahrhundertwende die alten, vergessenen Herzen der Metropolen, von denen aus die Welt entdeckt wurde. Seine Dokumentationsreihe erzählt von der romantischen Seite dieser noch immer faszinierenden Stationen.

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