• 16.06.2024
      23:35 Uhr
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      Themen:

      • Ron Leshem - „Feuer“ - Ron Leshem über Israel, Gaza und den 7. Oktober
      • Fotografin Heitmann auf den Spuren des Krieges in Russland
      • „Problemista”– eine Komödie über das US- Einwanderungssystem
      • Renata Flores ist Perus Queen of Quechua Rap

      Sonntag, 16.06.24
      23:35 - 00:05 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Themen:

      • Ron Leshem - „Feuer“ - Ron Leshem über Israel, Gaza und den 7. Oktober
      • Fotografin Heitmann auf den Spuren des Krieges in Russland
      • „Problemista”– eine Komödie über das US- Einwanderungssystem
      • Renata Flores ist Perus Queen of Quechua Rap

       
      • Ron Leshem - „Feuer“ - Ron Leshem über Israel, Gaza und den 7. Oktober

      Der 7. Oktober – ein einziger Tag, der die israelische Gesellschaft in einen kollektiven Schockzustand versetzt hat. Ein Tag, an dem kein Staat da war, um die Menschen vor dem zu schützen, was über Jahre hinweg von Terroristen geplant wurde – jeder auf sich allein gestellt, analysiert der amerikanisch-israelische Autor Ron Leshem in seinem Buch „Feuer“.

      Darin zeichnet er den 7. Oktober detailliert nach – ganz bewusst aus israelischer Perspektive. In einer Chronologie der Ereignisse gibt er dem Leser direkten Einblick in die Momente des Grauens, der rohen Gewalt und die Angst der Menschen, die an jenem Tag von rund 3.000 Hamas-Terroristen vergewaltigt, verschleppt und ermordet wurden. Wie ein Live-Ticker, der sich von Stunde zu Stunde in atemberaubender Geschwindigkeit an Grausamkeit zu überbieten scheint und nur schwer zu ertragen ist.

      Neun Monate nach dem Angriff scheint es aber so notwendig wie nie, sich den Fakten auszusetzen, sagt Ron Leshem. Er fragt, wie konnte all das passieren – in einem Staat, der hochmilitarisiert ist und seine vielkritisierte Politik stets mit der Abwehr von Terror und Feinden als höchstes Staatsziel begründet?

      Mit einer politischen Analyse der Monate, Jahre und sogar Jahrzehnte vor dem 7. Oktober 2023 gibt Leshem Antworten darauf und zeigt dabei auch das politische Versagen der Netanjahu-Regierung, das den Anschlag und sein Ausmaß erst möglich machte. Denn ein "Überraschungsangriff", wie er dann medial geframed wurde, war das Attentat nicht, sagt Leshem.

      Nach internationalen Drehbuch-Erfolgen wie der Serie „Euphoria“ und dem Film „Beaufort“ schreibt Ron Leshem ein Sachbuch, das die Ereignisse des Tages nah und greifbar macht, aber gleichzeitig auch seine persönliche Geschichte aufgreift. Denn der Journalist und ehemalige israelische Geheimdienstoffizier ist auch persönlich betroffen: Die Hamas ermordete seinen Onkel und seine Tante, verschleppte seinen Cousin als Geisel.

      Scheinbar nüchtern und doch mit emotionalem Feingefühl verwebt Ron Leshem in „Feuer“ die Komplexität des seit Jahrzehnten währenden Konflikts, seine persönliche Familiengeschichte und den Tag im Oktober, der alles veränderte. Er kommt zu dem Schluss: Egal aus welcher Perspektive man auf den Konflikt blickt: Rache kann nie die Lösung sein, denn heilen kann sie nicht.

      „ttt“ hat mit Ron Leshem in Boston gesprochen, wo er mittlerweile mit seinem Lebensgefährten und seiner Tochter lebt und sich mit ihm zurückbegeben, an den Tag des 7. Oktober 2023.

      • Fotografin Heitmann auf den Spuren des Krieges in Russland

      Die russische Regierung tut alles dafür, dass die Verluste des Krieges in der Hauptstadt unsichtbar bleiben. Die Bilder der deutschen Fotojournalistin Nanna Heitmann zeigen auch andere Bilder, ein Land, in dem die Militarisierung früh beginnt und kleine Kinder von stolzen Eltern im Panzer fotografiert werden.

      Nanna Heitmann ist eines der jüngsten Mitglieder der renommierten Fotoagentur Magnum in New York. Seit 2019 lebt sie in Moskau und hat miterlebt, wie sich die Bedingungen für Menschenrechtsorganisationen und Journalisten nach und nach verschlechterten, bis oppositionelle Stimmen ganz zum Verstummen gebracht wurden. Am 24. Februar 2022 war sie durch Zufall im damals bereits russisch kontrollierten Donezk, als die Invasion in die Ukraine begann. Ihr Foto eines russischen Panzers schaffte es auf den Titel des Time-Magazine.

      Seitdem sieht sie es als ihre Aufgabe, die Stimmung im Land einzufangen und vor allem die Spuren und den Tribut des Krieges sichtbar zu machen.Dafür reist sie in entlegene Regionen und dokumentiert die trauernden Familien in Dagestan und Burjatien, deren Söhne und Ehemänner in der Ukraine als Soldaten sterben, angelockt durch hohe Geldsummen und Schuldenerlasse.

      Nanna Heitmann ist eine der wenigen westlichen Fotograf:innen, die heute noch in Russland arbeiten. Sie berichtet, wie sie und ihre Reporterkolleg:innen bei ihren Reisen

      in Rekrutierungsregionen vom Geheimdienst verfolgt werden. Mit ihren Fotos von Russland im Krieg war sie unter den diesjährigen Finalisten des Pulitzer-Preises. Derzeit sind diese Bilder in der Ausstellung „Krieg und Frieden“ im Museum Henrichshütte in Hattingen zu sehen.

      „ttt“ hat Nanna Heitmann dort getroffen und mit ihr darüber gesprochen, warum sie es wichtig findet, weiter aus dem Inneren des Landes zu berichten, während Putin in der Ukraine Krieg führt.

      • „Problemista”– eine Komödie über das US-Einwanderungssystem

      Es war einmal ein sehr alter Traum: Er handelt von kleinen Leuten, die es in der großen weiten Welt geschafft haben. Vom Glücklich- oder Reichwerden (am besten beides!). Von harter Arbeit und gleichen Chancen für alle… Abermillionen haben ihn schon geträumt, für die allerwenigsten ist er wahr geworden.

      Von diesem Traum erzählt auch Julio Torres‘ Spielfilmdebüt „Problemista“. Sein American Dream aber ist ein albtraumhaftes, magisch-realistisches Märchen aus dem 21. Jahrhundert, das unter anderem von der absurden New Yorker Kunstwelt und dem noch viel absurderen US-Einwanderungssystem erzählt.

      In den Hauptrollen: Der nerdige angehende Spielzeugdesigner Alejandro (Julio Torres) und die maximal chaotische Kunstkritikerin Elizabeth (Tilda Swinton), auch genannt: „Die Hydra“. Die beiden gehen einen Pakt ein: Elizabeth hilft Alejandro, nicht nach El Salvador abgeschoben zu werden, indem sie ihn für sich arbeiten lässt. Und Alejandro hilft Elizabeth dabei, eine Kunstausstellung zu organisieren, damit sie die Kryokammer ihres eingefrorenen Ehemannes weiterbezahlen kann. Und da das alles des Wahnsinns noch nicht genug ist, gibt es in Julio Torres‘ in jedem Sinne fantastischen Film noch einen Drachen, Ritter und ein fleischgewordenes, queeres Jobbörsen-Monster im Wurmloch.

      „Wie soll ich bloß in diese Welt reinpassen?“, fragte sich Tilda Swinton wohl zurecht, als Torres ihr sein Skript schickte. Letztlich fand sie es – zum Glück – heraus und wurde mit Julio Torres zum Dreamteam vor und hinter der Kamera: „Als wir das erste Mal miteinander sprachen, war es, als hätten wir uns schon immer gekannt.“, erzählt Tilda Swinton im Interview mit „ttt“. „Ich dachte: Oh, da bist du ja! Wir haben uns ja die letzten paar hundert Jahre gar nicht gesehen.“

      Tilda Swinton war es dann auch, die Julio Torres davon überzeugte, für „Problemista“ zum ersten Mal selbst Regie zu führen. Zuvor hatte er sich schon als Comedy-Autor einen Namen gemacht – unter anderem mit seiner HBO-Hitserie „Los Espookys“ und als Mitglied des Autorenteams der großen amerikanischen Satire-Show „Saturday Night Live“.

      „ttt“ hat Tilda Swinton und Julio Torres ganz real per Videocall getroffen und mit ihnen über (vermeintlich) surreale Träume, Außenseiter und liebenswürdige Irre gesprochen.

      • Renata Flores ist Perus Queen of Quechua Rap

      Die peruanische Rapperin Renata Flores. Sie stammt aus einer indigenen Familie, in der nur die Großeltern noch die eigene Sprache Quechua sprechen. Renata Flores‘ Eltern wollten nicht, dass ihre Tochter diese Sprache lernt – sie befürchteten Diskriminierung. Als Jugendliche aber bittet Renata ihre Großmütter ihr Quechua beizubringen und mit 13 stellt sie dann selbstbewusst ihre Quechua Version eines Michael Jackson-Songs auf YouTube und wird bekannt.

      Heute, zehn Jahre später, nennt sie die New York Times die „Queen of Quechua Rap“. In ihrer Musik verbindet sie zeitgenössische Trap-Beats, Reggaeton und Cumbia mit den traditionellen Sounds der peruanischen Anden. Sie rappt über Feminismus, Korruption und die aktuelle politische Lage Perus. Sie ist Musikerin und Aktivistin.

      Seit Jahren steckt das südamerikanische Land in der Krise. Nach 1990 gab es keinen Präsidenten, der nicht unter Korruptionsverdacht stand. Peru ist geprägt von strukturellem Rassismus und einer tiefgehenden gesellschaftlichen Spaltung: Stadt gegen Land, Arm gegen Reich, weiß gegen indigen.

      In den 80er und 90er Jahren hat die indigene Bevölkerung Perus systemati

      sche Diskriminierung und brutale Unterdrückung erlebt. Viele Quechua wurden, unter dem Verdacht einer Guerillagruppe anzugehören, gefoltert. Zwischen den 90er und 2000er Jahren hat die Regierung unter Alberto Fujimori tausende Quechua sprechende, indigene Frauen zwangssterilisieren lassen, als systematisches Instrument der Armutsbekämpfung, hieß es.

      Renata Flores‘ Texte und Musikvideos nehmen diese Themen auf, denn noch heute haben viele mit Rassismus und Diskriminierung zu tun, sagt sie.

      „ttt“ hat Renata Flores in den peruanischen Anden, in Ayacucho, besucht und mit ihr über indigenes Empowerment und ihre Musik gesprochen.

      ttt wird im wöchentlichen Wechsel von sechs Redaktionen der ARD Landesrundfunkanstalten verantwortet: BR, HR, MDR, NDR, RBB und WDR.

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