• 20.09.2021
      22:45 Uhr
      Kulturjournal Moderation: Julia Westlake | NDR Fernsehen
       

      Themen u.a.:

      • Zocken ohne Ende. Wann ist es Computerspielsucht?
      • Beispiellose Mordserie: ein Buch über den Krankenpfleger Niels Högel
      • Porträt eines Dorfes: Angelika Klüssendorfs "Vierunddreißigster September", das "NDR Buch des Monats"

      Montag, 20.09.21
      22:45 - 23:15 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Themen u.a.:

      • Zocken ohne Ende. Wann ist es Computerspielsucht?
      • Beispiellose Mordserie: ein Buch über den Krankenpfleger Niels Högel
      • Porträt eines Dorfes: Angelika Klüssendorfs "Vierunddreißigster September", das "NDR Buch des Monats"

       

      Stab und Besetzung

      Redaktionelle Leitung Christoph Bungartz
      Moderation Julia Westlake
      Produktion Katja Theile

      Themen u.a.:

      • Zocken ohne Ende. Wann ist es Computerspielsucht?

      Zum Weltkindertag am 20. September wirft das "Kulturjournal" einen Blick auf den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen, der im ersten Lockdown noch deutlich zugenommen hat. Gaming, Soziale Medien, Internet. Nach einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) nutzen 700.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland Computerspiele riskant oder pathologisch. Daddeln, bis der Arzt kommt.
      Einer, der die Kontrolle übers Spielen komplett verloren hat, ist der 18-jährige Lucas. Er schmiss die Schule und traf sich nicht mehr mit Freunden, um Tag und Nacht zu zocken. Seit einigen Wochen erholt er sich auf der Jugend-Suchtstation im UKE. Drei Monate lang bleiben Jugendliche wie Lucas in der Regel hier. Die Patient*innen finden durch Therapien, Sport und das Erlernen von Instrumenten langsam zurück ins Leben. Am Anfang steht, wie bei allen Suchterkrankungen, ein kalter Entzug, danach werden sie langsam an einen normalen Umgang mit Medien gewöhnt.
      Aber was ist es, was Jugendliche so am Computerspiel fasziniert? Das Gehirn ist bei jungen Menschen noch im Wachstum und dadurch besonders anfällig für Verführungen. Da die Impulskontrolle noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind Pubertierende Versuchungen wie etwa Computerspielen fast hilflos ausgeliefert.
      In der Corona-Pandemie ist der Medienkonsum noch deutlich gestiegen. Während des ersten Lockdowns stieg die Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren von pro Tag durchschnittlich fünf bis sechs Stunden werktags nochmal um 75 Prozent, das Homeschooling nicht mitgerechnet. Was tun? Eltern sind verunsichert, streiten Tag für Tag mit ihren Kindern um die Mediennutzung. Expert*innen sind sich uneinig. Was ist zu viel, was schädlich?
      Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer etwa sagt, dass Medienkonsum Kindern Schaden zufüge. Kommunikationsforscher Prof. Dr. Christoph Klimmt dagegen verteufelt Gaming nicht, sondern sieht sogar noch Vorteile für Kinder darin, weil sie beim Computer spielen mit Spaß kognitive Fähigkeiten verbessern würden. Erste Kitas setzen auf Medienkonsum so früh wie möglich, um die Kinder auf die digitale Welt vorzubereiten, und machen mit den Kleinen ein "Tablet-Diplom".
      Computerspiele und soziale Medien, ein Milliardengeschäft, das mit Suchtfaktoren spielt. Prof. Dr. med. Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Suchtbereichs am UKE, klagt, dass die Spiele-Industrie sich aus der Verantwortung ziehe. Felix Falk vom Verband der deutschen Games-Branche sieht aber auch den Staat und die Eltern in der Pflicht. Doch 50 Prozent der Eltern machen ihren Kindern gar keine zeitlichen Einschränkungen bei der Computernutzung, 33 Prozent beaufsichtigen die Inhalte nicht.

      • Beispiellose Mordserie: ein Buch über den Krankenpfleger Niels Högel

      Die bundesweite Kriminalgeschichte kennt keine andere Mordserie, der so viele Menschen zum Opfer gefallen sind: Der Krankenpfleger Niels Högel wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter formulierte es so: "Das ist hier anders als in den USA, wo die Strafen addiert werden. Würden wir für jeden Fall die lebenslange Freiheitsstrafe mit der Mindestdauer von 15 Jahren berechnen, 85 mal 15, Herr Högel, das wären 1275 Jahre!".
      Jahrelang konnte er ungehindert Patient*innen Medikamente in tödlicher Dosis spritzen. Erst im Klinikum Oldenburg, dann in Delmenhorst. Alarmsignale wurden von Kolleg*innen und Vorgesetzten ignoriert. Sie erlaubten es auch, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen jahrelang schleifen ließ. Das Buch "Der Todespfleger. Warum konnte Niels Högel zum größten Mörder der deutschen Nachkriegsgeschichte werden" (Goldmann) der Journalisten Karsten Krogmann und Marco Seng erzählt detailliert die Geschichte des Falls. Das "Kulturjournal" hat die beiden Autoren in Oldenburg getroffen.

      • Porträt eines Dorfes: Angelika Klüssendorfs "Vierunddreißigster September", das

      "NDR Buch des Monats"
      Es beginnt mit einem Mord: Eine Frau bringt ihren todkranken Ehemann um, nach vielen gemeinsamen Jahren. Doch während sie spurlos verschwindet, bleibt er als Toter im Dorf zurück, beobachtet die Lebenden und fängt an zu erzählen. Schriftstellerin Angelika Klüssendorf hat einen ungewöhnlichen Dorfroman geschrieben aus der Perspektive der Toten. Ein Buch voller Lebensgeschichten, die beschäftigen und hängen bleiben. Und dann taucht auch noch Star-Regisseur Steven Spielberg auf. "Vierunddreißigster September" ist das "NDR Buch des Monats". Das "Kulturjournal" trifft die Schriftstellerin in ihrem Wohnort, einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern.

      Das Kulturjournal berichtet über Neues aus der norddeutschen und internationalen Kulturszene.

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