• 26.09.2021
      06:30 Uhr
      Sehen statt Hören Ein Wochenmagazin für Hörgeschädigte | SWR Fernsehen RP
       
      • Gehörlose Darsteller - Vielfalt im Film

      Gehörlose Darsteller im deutschen Film sind eine absolute Seltenheit. Und wenn sie gezeigt werden, dann oft sehr einseitig - nämlich aus der Sicht von Hörenden. Doch warum sehen wir so wenig gehörlose Darsteller im Film?

      Sonntag, 26.09.21
      06:30 - 07:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo
      • Gehörlose Darsteller - Vielfalt im Film

      Gehörlose Darsteller im deutschen Film sind eine absolute Seltenheit. Und wenn sie gezeigt werden, dann oft sehr einseitig - nämlich aus der Sicht von Hörenden. Doch warum sehen wir so wenig gehörlose Darsteller im Film?

       

      Gehörlose Darsteller im deutschen Film sind eine absolute Seltenheit. Und wenn sie gezeigt werden, dann oft sehr einseitig - nämlich aus der Sicht von Hörenden. Doch warum sehen wir so wenig gehörlose Darsteller im Film?

      Schauspielerei ist ein hartes Geschäft. Es ist schwer, gute Filmrollen zu bekommen. Oft sind es die immer gleichen Schauspieler, die in den großen Filmen spielen. Deshalb können viele in dem Beruf nicht überleben: Sie spielen noch Theater oder müssen sich ganz andere Jobs suchen. Gehörlose Darsteller sind im deutschen Film eine besondere Rarität: Obwohl die Gebärdensprache immer häufiger in Filmszenen eingesetzt wird, werden die vorgesehenen Rollen meist von Hörenden gespielt. Wieso, wenn es doch gehörlose Schauspielerinnen und Schauspieler gibt?

      Athina Lange ist eine von ihnen. Schon als kleines Mädchen träumte sie davon, Schauspielerin zu werden. 2015 hat sie dann die Schauspielausbildung in Leipzig abgeschlossen. Athina ging nach Berlin - und dachte, es würden nun relativ bald Rollen für sie kommen. Doch schnell merkte sie, wie schwierig sich alles gestaltete: Zum einen gibt es in Berlin enorm viel Konkurrenz. Die Gehörlosigkeit, die in der Ausbildung noch kein Thema war, wurde nun zum Problem.

      Dass dann gehörlos angelegte Rollen auch noch von hörenden Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt werden - dafür hat Athina kein Verständnis. Mit Gebärdensprache werde zudem immer häufiger eine Show gemacht. Damit benutze man die Kultur der Gehörlosen lautet ihre Kritik.

      Derzeit ist Athina Lange Teil einer vierköpfigen Gruppe von Künstlerinnen, die im Theaterlabor in Bielefeld proben. Sie haben ein Forschungsstipendium von flausen+ bekommen, mit dem sie vier Wochen lang an einem Vorhaben arbeiten und forschen können. Ihr Projekt: Ein Theater mit hörenden und gehörlosen Schauspielerinnen für hörendes und gehörloses Publikum. Das könnte durchaus auch ein Signal an die staatlichen Schauspielschulen sein, sich für gehörlose Schauspielerinnen zu öffnen.

      Wenn man sich das Filmgeschäft genauer ansieht, entdeckt man oft Diskriminierung. Von Diversität sieht man nur wenig. So hat sich ein Bündnis mit dem Titel "Vielfalt im Film" gegründet, das genau dagegen vorgehen möchte. Vor einem Jahr hat man hier eine Online-Umfrage gestartet, bei der 6.000 Filmschaffende mitgemacht haben.

      Das Ergebnis: Hinter der Kamera gibt es viel Diskriminierung - vor allem rassistische und sexistische Diskriminierung. Frauen haben sexuelle Belästigungen erfahren, people of colour sind viel seltener fest angestellt oder verdienen weniger. Gerade Filmschaffende mit Behinderung sind deutlich unterrepräsentiert und ihnen werden Kompetenzen und Fähigkeiten abgesprochen. Zwei Drittel aller Filmschaffenden haben ihre Diskriminierungserfahrungen nicht gemeldet. 83 Prozent sagen, eine Meldung habe keinen Effekt oder sogar negative Konsequenzen für ihre Arbeit - denn die Diskriminierung habe dadurch sogar zugenommen. Und auch die Darstellung im Film ist laut 80 Prozent der Filmschaffenden diskriminierend: Die Vielfalt der Gesellschaft - egal, ob ostdeutsch, queer, behindert, schwarz oder asiatisch - würde klischeehaft dargestellt.

      Doch in einem Aspekt hat die Umfrage die Vielfalt in der Filmbranche bestätigt: Unter den Schauspielenden ist sie durchaus vorhanden. Doch was kommt davon im Fernsehen oder im Kino an? Nicht sehr viel. Skadi Loist, Junior-Professorin an der Filmuniversität Babelsberg und aktiv im Bündnis "Vielfalt im Film", hat eine Vermutung, woran das liegen könnte: Die Leute mit vielfältigem Hintergrund sitzen in der Filmbranche nicht in den Entscheider-Positionen.

      "Sehen statt Hören" ist die einzige Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln.

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