• 03.08.2021
      22:10 Uhr
      Die Stimme Amerikas - US-Musik in der DDR US-Musik in der DDR | MDR FERNSEHEN
       

      Der Film zeigt, wie amerikanische Musik nach 1945 zwischen die Fronten des Kalten Krieges gerät. Heftige Debatten entzünden sich am Jazz, er wird lange Jahre als "Sirenengesang des Klassenfeinds" verteufelt. Die Stimme des fortschrittlichen, anderen Amerika entdeckt die Propaganda hingegen in schwarzen Volksliedtraditionen.

      Dienstag, 03.08.21
      22:10 - 22:55 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Der Film zeigt, wie amerikanische Musik nach 1945 zwischen die Fronten des Kalten Krieges gerät. Heftige Debatten entzünden sich am Jazz, er wird lange Jahre als "Sirenengesang des Klassenfeinds" verteufelt. Die Stimme des fortschrittlichen, anderen Amerika entdeckt die Propaganda hingegen in schwarzen Volksliedtraditionen.

       

      Die Vereinigten Staaten von Amerika besaßen in der DDR einen vielschichtigen Symbolgehalt. Beide Seiten, die Sympathisanten wie auch die Gegner der USA, sahen ihre Idee von der Neuen Welt in den unterschiedlichen Formen populärer Musik gespiegelt. Je nach Perspektive galt sie als dekadent oder erlösend. Amerika besaß einen Klang.

      Der Film zeigt, wie amerikanische Musik nach 1945 zwischen die Fronten des Kalten Krieges gerät. Heftige Debatten entzünden sich am Jazz, er wird lange Jahre als Sirenengesang des "Klassenfeinds" verteufelt. Die Stimme des fortschrittlichen, anderen Amerika entdeckt die Propaganda hingegen in schwarzen Volksliedtraditionen.

      1960 kommt der Weltstar Paul Robeson als Staatsgast in die DDR, ein "Sänger des Friedens". Fünf Jahre später tourt Louis Armstrong durch den Osten Deutschlands. Er öffnet so manche politische Tür für den Jazz.

      Die Amerikabilder der DDR werden auch mithilfe kritischer Singer-Songwriter justiert. 1966 darf Joan Baez in Ost-Berlin auftreten. Der Staat präsentiert sie einseitig als unermüdliche Gegnerin des Vietnamkrieges und Verfechterin der Bürgerrechtsbewegung und will verhindern, dass sie den Dissidenten Wolf Biermann trifft. Doch seine Überwachungsmaßnahmen laufen ins Leere.

      In den siebziger Jahren wandelt sich das Verhältnis zu Amerika, 1974 nehmen die DDR und die USA diplomatische Beziehungen auf. Mitte der 1980er kippt die Auseinandersetzung mit amerikanischer Popmusik in eine pragmatische Richtung: Plötzlich werden jene Stars eingeladen, auf die man so lange gewartet hat. Dem Staat bleibt nicht verborgen, dass die Identifikation mit der DDR dramatisch abnimmt - er möchte die Jugend zurückgewinnen. Doch Zehntausende singen gemeinsam mit Bruce Springsteen "Born in the USA".

      Einen besonderen Platz räumt der Film Etta Cameron (1939-2010) ein. Die afroamerikanische Sängerin kommt 1968 in die DDR und lebt fast fünf Jahre lang im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. In ihrer Wahrnehmung fließen geradezu brennglasartig divergierende Amerikabilder zusammen. Weil sie sich simultan in verschiedenen gesellschaftlichen Milieus bewegt, in den Medien genauso zu Hause ist wie im Schutzraum der Kirche, fungiert Etta Cameron als Spiegel konkurrierender Interessen, Visionen und Sehnsüchte.

      Der Film ist eine Produktion von armadafilm im Auftrag des Rundfunk Berlin-Brandenburg, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

      Film von Michael Rauhut und Tom Franke

      Wird geladen...
      Wird geladen...

programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 28.03.2024