• 29.01.2023
      07:30 Uhr
      Wo ist Familie Blach? Eine unbequeme Suche Film von Anne Gänsicke | MDR FERNSEHEN
       

      Als die Stralsunderin Friederike Fechner gemeinsam mit ihrem Mann 2012 ein historisches Giebelhaus kauft, ahnt sie nicht, worauf sie sich einlassen wird: Die Frage: "Wer hat einmal in diesen alten Mauern gelebt?" wird zu einer jahrelangen Suche. Fast zu einer Sucht - und vor allem: einem Wahrnehmen von Verdrängtem. Dabei gerät Friederike Fechner immer tiefer in den Sog deutscher Geschichte. Beschämend, aufwühlend, tränenreich. Und am Ende der weltweiten Suche steht ein kleines Happy End.

      Sonntag, 29.01.23
      07:30 - 08:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Als die Stralsunderin Friederike Fechner gemeinsam mit ihrem Mann 2012 ein historisches Giebelhaus kauft, ahnt sie nicht, worauf sie sich einlassen wird: Die Frage: "Wer hat einmal in diesen alten Mauern gelebt?" wird zu einer jahrelangen Suche. Fast zu einer Sucht - und vor allem: einem Wahrnehmen von Verdrängtem. Dabei gerät Friederike Fechner immer tiefer in den Sog deutscher Geschichte. Beschämend, aufwühlend, tränenreich. Und am Ende der weltweiten Suche steht ein kleines Happy End.

       

      Wenn Mauern erzählen könnten, dann wären manche Geschichten kaum auszuhalten. Nicht oft kommen sie so zufällig wieder zum Vorschein wie in der Heilgeiststraße 89, einem barocken Giebelhaus in der Stralsunder Altstadt, das Friederike Fechner 2012 mit ihrem Mann kaufte.

      Die Stralsunder Cellistin beginnt nachzufragen: Wer hat einmal in diesem alten Haus gelebt? Sie macht sich auf die Suche und gerät in einen Sog. Erste Spuren im Stadtarchiv lassen ihr keine Ruhe mehr: Blach, Julius Blach, Lederwarenhändler, jüdisch. Sein Sohn Friedrich Blach, letzter Besitzer des Hauses bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Und dessen vier Schwestern, die in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Die Geschichte führt ins dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit. Beschämend, aufwühlend, tränenreich.

      Friederike Fechner setzt mühsam ein Puzzle wieder zusammen, das bisher lieber vergessen worden war. Was ist passiert? Gibt es Nachfahren der Blachs? Sie findet welche, auf der ganzen Welt verstreut. In Amsterdam, in New York, in Boston. Fast keiner weiß voneinander. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an die deutschen Wurzeln. Und nur wenige haben sich bisher getraut, direkt an den vernarbten Wunden zu kratzen.

      Die Musikerin treibt ein ähnliches Motiv. Auch in ihrer Familie wurde nicht geredet - nicht über das, was im Krieg mit den Juden geschah, nicht über Schuld, nicht über Verantwortung. Nicht mit dem Großvater, der im Krieg General gewesen war, nicht mit ihren Eltern. Aber jetzt trifft Friederike Fechner auf ihre Generation. Es ist die Enkelgeneration, die anfängt, sich auszutauschen, zu reflektieren, Schmerz zuzulassen.

      Während ihrer atemberaubenden akribischen Recherche trifft Friederike in Amsterdam auf Peter, der als Kind Bergen-Belsen überlebt hat. In New York auf Casey, der an der Columbia University Professor für Amerikanische Geschichte ist. Auf Kate, Drehbuchautorin, und Christina aus Boston, die sich gut an ihren Großvater Friedrich, geboren in Stralsund, erinnert.

      Schließlich lädt Friederike alle zu einem Treffen nach Stralsund in ihr Haus ein. Wird es zustande kommen? An einem Ort, an dem Familie Blach einst von den Nachbarn verraten wurde?

      Film von Anne Gänsicke

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