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"Wenn ich noch einmal leben könnte…": Auf seinem neuen Album singt Maschine alias Dieter Birr ungeheuer nahbar über alte Freunde, Verlust, das Älterwerden. Im März wird er 79 - 47 Jahre davon verbrachte er als Sänger und Kopf der Puhdys. 2016, nach über 20 Millionen verkauften Tonträgern, 4.000 gespielten Konzerten und einem ECHO fürs Lebenswerk, trennte sich die Band - im Streit. Danach gab es juristische Auseinandersetzungen um die Urheberrechte. Doch auf "Große Herzen" blickt Maschine versöhnlich zurück: Natürlich würde er auch im nächsten Leben wieder mit derselben Band spielen, singt er dort, aber dann "friedlich bis zum letzten Ton".
"artour" hat ihn am Rande eines Konzerts im Steintor Varieté Halle getroffen und mit ihm über seine Musik und sein Leben gesprochen.
Der Diebstahl des millionenschweren Kunstschatzes aus dem Dresdner Grünen Gewölbe im Spätherbst 2019 war filmreif. Und irgendwie märchenhaft war der Auftritt der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, am 17. Dezember letzten Jahres, als sie von einem "Weihnachtswunder" sprach und damit die Rückgabe eines Teils des geraubten Kunstschatzes meinte. Der soll - so raunen die Medien - in einem "schrottreifen" Zustand sein. Dieses Ereignis in die Nähe der Geburt Christi zu rücken, ist schon verwegen.
Die Freude jedenfalls war groß, aber die bittere Pille, die es zu schlucken galt, ebenfalls: Die Diebe rückten die Beute nur raus gegen die Garantie, einen kräftigen Straferlass zu bekommen. Solche "Deals" sind Teil des Rechtsstaates, in dem wir leben, also wird nun seit Monaten vor Gericht gefeilscht. Die Richter und Staatsanwälte wollen genau wissen, in welchem Zustand die Beute ist und wie viel die Diebe herauszurücken gedenken - wo z.B. befindet sich der 50 Karat schwere Diamant "Der Sächsische Weiße"? Und das Gericht will wissen, wie der Coup genau abgelaufen ist. Zweimal pro Woche wird verhandelt. Aber diesen Dienstag, am 24.1., fiel die Verhandlung aus - die Diebe wollen sich nur noch auf schriftlich eingereichte Fragen äußern. Platzt jetzt der "Deal"?
Die Medien bekommen wenig Einblick in das Verfahren - alle Beteiligten schweigen, und den Schatz darf auch kein Journalist sehen, weil die Staatsanwaltschaft ihn als "Beweisstück" unter Verschluss hält. Der Jurist Butz Peters ist als Prozessbeobachter in Dresden bei den Verhandlungen dabei. Er durfte als einer der wenigen auch Fotos der stark beschädigten Juwelen sehen. Bei "artour" schildert er seine Eindrücke und erklärt, warum der Prozess jetzt ins Stocken geraten ist und warum der Deal mit den Angeklagten möglicherweise doch nicht zustande kommt.
Und: zum ersten Mal seit Wochen äußert sich die Direktorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, jetzt öffentlich. Mit "artour" spricht sie darüber, wie es mit den stark beschädigten Preziosen weitergehen wird und wie die SKD mit der Geschichte des spektakulären Juwelendiebstahls umgehen wird.
Im Jahr 2011 erging in Deutschland ein Aufsehen erregendes Gerichtsurteil. Das Landgericht München verurteilte den 91-jährigen John Demjanjuk wegen Mordes an 28.060 Menschen zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren. Als Wachmann im Konzentrationslager Sobibor konnte ihm zwar keine konkrete Tötungshandlung persönlich zugeschrieben werden, aber das Gericht stellte fest, Demjanjuk sei "Teil der Vernichtungsmaschinerie" gewesen und damit der Beihilfe am Mord an zehntausenden Menschen schuldig. Das Urteil markierte einen Wendepunkt in der bundesdeutschen Rechtsprechung. Erstmals stellte hier ein deutsches Gericht fest, dass der systematische Massenmord in d
en Konzentrationslagern des NS-Regimes nicht durch einzelne, wenige Täter stattfand, sondern nur durch die Unterstützung von tausenden Mittätern möglich war. 50 Jahre zuvor, bei den Frankfurter Auschwitz Prozessen 1963, war Generalstaatsanwalt Fritz Bauer noch damit gescheitert, Angeklagte für Beihilfe zum Mord vor einem deutschen Gericht zur Verantwortung zu ziehen.
Der Dokumentarfilm "Fritz Bauers Erbe - Gerechtigkeit verjährt nicht" zeigt jetzt, dass es selbst heute noch durchaus möglich ist, Mittäter der NS-Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Er begleitet zwei NS-Prozesse, die gegen Angestellte der Konzentrationslager, sogenannte "kleine Rädchen", stattfanden. In Münster stand 2018 der SS-Wachmann im KZ Stutthof Johann R. vor Gericht, in Hamburg 2020 der SS-Wachmann Bruno D. Im Film kommen Überlebende der Lager und ihre Angehörigen, Staatsanwälte, Verteidiger und Gutachter zu Wort.
"artour" spricht mit der Co-Regisseurin des Films, Cornelia Partman, über Notwendigkeit und Dilemma einer juristischen Aufarbeitung fast 80 Jahre nach Kriegsende. Späte Gerechtigkeit - kommt sie nicht viel zu spät? Warum dauerte es Jahrzehnte, bis deutsche Gerichte ihre skandalöse Rechtsauffassung korrigierten? Und welche Bedeutung hat der Ausgang dieser Verfahren noch für die Überlebenden des NS-Terrors - und für die heutige Generation von Deutschen? Am 2. Februar kommt der Dokumentarfilm ins Kino.
Tova Friedman wurde 1938 in eine jüdische Familie in der polnischen Kleinstadt Tomaszów Masowieczki hineingeboren. Noch bevor sie lernen konnte, was die Tora ist und was das Pessach-Fest bedeutet, lernte die Dreijährige ab 1941, dass Juden, auch jüdische Kinder, sterben müssen, dass das sozusagen ihre Bestimmung ist. Von 1941 an musste sie mit ihren Eltern ins Ghetto ihrer Heimatstadt. Danach kam die Familie in ein Arbeitslager, und 1944 wurde der Vater nach Dachau deportiert und die Fünfjährige kam mit ihrer Mutter nach Auschwitz. Seit sie denken kann, sah Tova Friedman, wie die Juden um sie herum ermordet wurden, an Schwerstarbeit, Hunger und Krankheiten starben.
Von den 13.000 Ghettobewohnern in Tomaszów Masowieczki waren 5.000 Kinder - fünf davon überlebten die Deportation nach Auschwitz. Eins davon ist Tova Friedmann. Sie hat jetzt ihre Geschichte in dem Buch "Ich war das Mädchen aus Auschwitz" veröffentlicht. Die Überlebenden der Shoah verlassen uns langsam, Tova Friedman gehört zu den wenigen, die noch erzählen können. Im Unterricht der Schulen in Deutschland spielt das Thema Holocaust kaum eine Rolle, außer im Geschichtsunterricht. Die Schüler müssen Fakten lernen zum Holocaust. Deswegen hat sich der Verband der Deutschlehrer*Innen jetzt in einem offenen Brief an die Kultusministerkonferenz gewandt und fordert, die Literatur von Holocaust-Überlebenden verbindlich in den Deutschunterricht aufzunehmen.
Tova Friedman hat mit ihren Enkeln die Gedenkstätte Auschwitz besucht, und einer ihrer Enkel machte einen kurzen Film daraus. Das Ergebnis waren viele Fragen junger Menschen, die Tova Friedman nun auf Tik Tok beantwortet. Wir haben Tova Friedman in den USA besucht und mit ihr über ihren Tik Tok-Kanal zum Holocaust gesprochen, den sie zusammen mit ihrem Enkelsohn betreibt.
"artour" ist das Kulturmagazin für das MDR-Sendegebiet und für Ostdeutschland. "artour" wird in Rostock wie in Weimar geschaut, aber natürlich auch in Hamburg und München. Das Kulturmagazin mit Ostkompetenz greift Themen auf, die die Zuschauer bewegen. Von Thälmann bis Theater, von der Kittelschürze bis zum Konzert, von der Off-Bühne bis zur Oper. Themen werden auch mal gegen den Strich gebürstet, egal, ob es sich um eine Kunstausstellung oder einen kulturpolitischen Skandal handelt.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 28.09.2023