• 09.10.2022
      06:45 Uhr
      Sehen statt Hören Magazin in Gebärdensprache | SWR Fernsehen BW
       
      • Im falschen Körper geboren

      Über 60 Jahre lang verdrängt Margrit ihren sehnlichsten Wunsch, ein Mann zu sein. Nur beim Fasching kann sie ihre Sehnsucht ausleben.

      Sonntag, 09.10.22
      06:45 - 07:15 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      DGS TV Stereo
      • Im falschen Körper geboren

      Über 60 Jahre lang verdrängt Margrit ihren sehnlichsten Wunsch, ein Mann zu sein. Nur beim Fasching kann sie ihre Sehnsucht ausleben.

       

      Schon im Kindergarten hat die kleine Margrit lieber mit den Jungs gespielt. Holzgewehre und Fußballspielen standen bei ihr viel höher im Kurs als Puppen.

      Doch sie wächst in einem strengen Elternhaus auf – und als sie ihren Eltern dann mit acht Jahren erzählte, sie wäre lieber ein Junge, fiel die Antwort der Mutter ganz klar aus: „Gott hat Dich so geschaffen.“ Für Margrit eine große Enttäuschung. Doch das Verlangen, ein Junge zu sein, blieb trotzdem riesig – und so fragte sie sogar ihre Mitschüler, wie sie wohl ein Junge werden könnte. Die waren ratlos. Das einzige Ventil in all der Zeit war für Margrit der Fasching.

      Margrit heiratete 1973 einen Mann. Schon alleine, um dem Elternhaus zu entfliehen. Die Ehe hält 44 Jahre. Doch einfach war das nicht. Denn ihr großes Verlangen, ein Mann zu sein, lässt sich nicht komplett unterdrücken.

      63 Jahre lang hat Margrit gegen ihr Bedürfnis gekämpft. 2018 lernte sie Claudia kennen. Ihre Traumfrau, ihre große Liebe. Und ihr Durchbruch. Fast ein ganzes Leben lang verdrängte Margrit ihren sehnlichsten Wunsch, ein Mann zu sein. Mit Claudia an ihrer Seite ist sie dafür stark genug. Endlich.

      Doch ganz so schnell ging es dann natürlich doch nicht: Als erstes musste Bruno zu einer Therapie. Der Rat der Therapeutin war zunächst, Männerkleidung im Alltag zu tragen.

      Auch Pfarrer Sauer und Maggie sind wichtige Vertrauenspersonen für Bruno. Er kennt sie aus seiner langjährigen Zugehörigkeit zur evangelischen Gehörlosengemeinde Schweinfurt, bei der er auch Gemeindesprecher ist. Dort hat er sich Anfang 2020 als Transmann geoutet. Leicht gefallen ist es ihm nicht und hätten Brunos Eltern noch gelebt, hätte er es sich nicht getraut. So war die Akzeptanz in seinem Umfeld aber groß.

      Doch der Weg ist mit dem Coming-Out noch lange nicht zu Ende. Denn selbst wenn ihn viele zu diesem Zeitpunkt schon Bruno nennen, so ist sein Name auf dem Papier, auf offiziellen Dokumenten immer noch Margrit. Und er ist eine Frau. Die Anpassung von Namen und Geschlecht hat auf dieser Ebene noch nicht stattgefunden. Dafür müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Neben mehreren ärztlichen Gutachten gehört auch ein ausführlicher Lebenslauf dazu. Und der weist traumatische Erlebnisse auf. Psychotherapeutin Ramona Tanjala begleitet Bruno auf diesem Weg. Mit Erfolg. Das Gericht erkennt Bruno als Mann an. Ein Gänsehautmoment. Erst mit Ende 60 wird aus Margrit Bruno.

      Willkommen bei "Sehen statt Hören" - der einzigen Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln.

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      In wöchentlich 30 Minuten bringt das vom BR produzierte und in allen Dritten Programmen ausgestrahlte Magazin Informationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, von Arbeitswelt, Familie, Freizeit, Sport über Kunst, Kultur, Bildung, Geschichte bis hin zu politischen, sozialen, rechtlichen und behindertenspezifischen Themen.

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