Themen:
Themen:
Stab und Besetzung
Moderation | Lillian Moschen |
Themen:
Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, die sich am 14. Juli 2022 zum ersten Mal jährt, sind Ehrenamtliche aus der Region, aber auch aus ganz Deutschland herbeigeeilt. Noch ein Jahr später versammeln sich Hunderte jedes Wochenende im "Helfer-Shuttle" in Grafschaft, einer kleinen Zeltstadt am Einstieg ins Ahrtal. Viele von ihnen sind selbst nicht direkt von den Wassermassen betroffen gewesen - und haben heute trotzdem mit psychischen Folgen zu kämpfen, die eigentlich typisch für die Opfer selbst sind. Wir treffen einen freiwilligen Helfer, Tobias Schott, der seinen Job vernachlässigt hat und mittlerweile auf sozialen Netzwerken über die Problematik spricht. Dass Helfen süchtig machen kann, bestätigt die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Daniela Lempertz. Ihre ehrenamtliche Arbeit im Ahrtal hat sich von direkten Flutopfern erweitert auf die, die ursprünglich "nur" zum Helfen kommen wollten und heute das Geräusch von fließendem Wasser nicht mehr ertragen können. Einen besonderen Ort im Helfer-Shuttle, der Zeltstadt der Helfer*innen, zeigt uns der Organisator Thomas Pütz. Für ihn ist ganz klar: Es braucht mehr Angebote und Strategien für Helfer und vor allem einen offenen Umgang mit dem "Helfer-Trauma".
Auf die Wange, auf den Mund oder die Hand: Es gibt verschiedene Arten, Küsse zu verteilen. Wie die Menschen küssen, hat auch etwas mit dem Land zu tun, in dem sie leben. Der Internationale Tag des Kusses am 6. Juli feiert die zärtliche Geste. Wir sprechen mit Rebecca Böhme über das Küssen in Corona-Zeiten. Sie ist Neurowissenschaftlerin und Autorin des Buches “Human Touch - Warum körperliche Nähe so wichtig ist”.
Der Antisemitismus-Eklat bei der documenta 15 in Kassel beschäftigt auch den Bundestag. Im Kulturausschuss des Parlaments berichten Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann über die Vorgänge, wie auch Ruangrupa-Mitglied Ade Darmawan. Am 7. Juli debattiert der Bundestag das Thema auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion. Die Union drängt in ihrem Entschließungsantrag auf "transparente und konsequente Antworten" auf den Eklat. Es sei "völlig unverständlich, dass bislang keine personellen Konsequenzen gezogen wurden", sagte die kulturpolitische Sprecherin Christiane Schenderlein zum Antrag. "Die Uneinsichtigkeit der Verantwortlichen vor Ort erschwert eine ehrliche und schonungslose Aufarbeitung." Planungen für die nächste documenta in 2027 sollten zurückgestellt werden, bis der Skandal aufgearbeitet sei und daraus entsprechende Maßnahmen folgten. Der Antrag sieht auch vor, "personelle Konsequenzen bei der documenta zur Bedingung der Weiterförderung der documenta mit Bundesmitteln zu machen".
Aktivist, Künstler, Provokateur: Seit 50 Jahren kämpft Richard Bell für die Rechte der Aborigines. In seine "Aboriginal Embassy" auf dem Kasseler Friedrichsplatz lädt er Künstler*innen und Aktivist*innen ein, damit sie ihre Geschichten erzählen. Geboren wurde der 69-Jährige in Charleville, Queensland. Er ist 14, als die Blechhütte, in der er mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder lebt, abgerissen werden soll. Sein Kurzfilm, den er für die documenta fifteen gedreht hat, und Bilder im Fridericianum erzählen davon. Und in seine "Aboriginal Embassy" auf dem Kasseler Friedrichsplatz lädt er Künstler*innen und Aktivist*innen ein, damit sie ihre Geschichten erzählen.
Das Moskauer Gogol-Zentrum, lange Jahre als eines der besten Theater Europas gelobt, wird jetzt von der Stadtverwaltung geschlossen. Das von Starregisseur Kirill Serebrennikow gegründete, moderne Theater ist nur eines von vielen Beispielen, wie das russische Regime
gegen progressive Kultureinrichtungen vorgeht. Tatsächlich ist das Gogol-Zentrum eine der erfolgreichsten Bühnen Russlands, preisgekrönt im In- und Ausland. Der Erfolg ist vor allem einem zu verdanken: Kirill Serebrennikow. Der Starregisseur übernimmt das staatlich finanzierte Theater im Jahr 2012 und sorgt mit seinen oft provokanten Inszenierungen immer wieder für Verstimmung in der russischen Machtelite. Womöglich ist auch das ein Grund, weshalb Serebrennikow bald selbst ins Visier der Behörden gerät. Wegen angeblichen Betrugs landet er in Moskau vor Gericht. Vier Jahre lang steht er unter Hausarrest. Der inzwischen in Berlin lebende Regisseur spricht bis heute von einem "politischen Prozess". "Das Gogol-Zentrum steht für die Idee der Freiheit", sagt der Regisseur nach der letzten Vorstellung. "Diese Idee kann uns niemand nehmen. Wir haben eine Sichtweise, die den Mächtigen nicht gefällt. Aber sie ist gefragt - von der Moskauer Theaterwelt und von unseren Zuschauern. Sie sind wohl der Grund, weshalb wir nicht schon früher geschlossen wurden." Physisch bleibt das Theater zwar erhalten - doch nur als Hülle seiner selbst: Die Moskauer Stadtverwaltung tauscht Direktion und künstlerische Leitung aus und führt die alte Bezeichnung aus Sowjetzeiten wieder ein: Nikolaj-Gogol-Theater. Drei weitere, progressive Bühnen in Moskau werden auf die gleiche Weise auf Regimelinie gebracht.
Der Filmemacher Christopher Roth und Jeanne Tremsal (deren Geschichte erzählt wird) über das Leben in der Kommune von Otto Mühl. Eine Geschichte über Missbrauch, Gewalt, Charisma, Angst, Traum und die Machtstrukturen und falschen Versprechen des freien Lebens der 68er-Generation. Der Film hatte Weltpremiere auf dem Filmfest München.
Die Erwartungen waren hoch: Immerhin sind fast 13 Jahre vergangen, seit Jochen Distelmeyer sein Solo-Debüt "Heavy" herausgebracht hat. Jetzt also sind "Gefühlte Wahrheiten" erschienen, eine Liebeserklärung an die zwischenmenschliche Begegnung. Das Album passt perfekt in eine Zeit der Zweifel, Unsicherheit und Angst. "Ich sing für dich, wenn du nicht weißt, wo deine Leute sind, wenn rings um dich nur Krieg und Krise tobt", heißt es in einem der Songs. Die zwölf Songs schlagen einen weiten Bogen, thematisch und stilistisch: In einer Mischung aus Blues, Pop, Folk, Soul und Country trösten sie und schwärmen, klagen an und suchen nach Rettung.
"Kulturzeit" ist das werktägliche Kulturmagazin von 3sat. "Kulturzeit" mischt sich in kulturelle und gesellschaftspolitische Fragen ein. Das Magazin bietet Hintergrundinformationen, Porträts und Gespräche zu aktuellen und brisanten Fragen.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 08.06.2023